An einem Ort …

… so weit und schön, so habe ich einen kleinen Erzählband genannt, den ich im August 2014 veröffentlicht habe. Ein Ort, an dem „alles gut“ ist, an dem unkündbarer Friede herrscht? Wo wäre dieser Ort zu suchen? Die Erzählungen kreisen ihn ein, indem sie sich eben nicht anmaßen, ihn kennen und mit dem Finger auf ihn zeigen zu können, sondern versuchen, die Andeutungen nicht zu übersehen, die im Leben, im Alltag, in unseren Begegnungen immer wieder aufleuchten und von eben diesem unnennbaren Ort sprechen. Das Buch ist meine Seele, auf den Tisch gelegt. So weit ich das konnte.

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Hier das Vorwort:

Können wir uns einen Ort vorstellen, so weit und schön, so friedlich und harmlos, an dem wir uns einfinden, nur um einander zu sagen: „Schön, dass du da bist!“, gibt es ein Paradies unverbrüchlichen Vertrauens? Aus einem gewissen Blickwinkel heraus betrachtet sieht es so aus, als müssten wir uns dort schon begegnet sein, denn, Hand aufs Herz: Könntest du überhaupt leben, ohne in diesen oder anderen Worten, auf die ein oder andere Weise gehört und vor allem auch geglaubt zu haben: „Es ist gut, dass du da bist“? Erst einmal nehmen wir als selbstverständlich hin, diesen Zaubertrank des Lebens in den schönen, angenehmen Momenten unserer Begegnungen irgendwo, irgendwie aufgenommen zu haben. Was aber ist in den Zeiten, in denen uns das Schicksal nicht auf der Sonnenseite sehen will? Wer gibt dir dann noch dieses Elixier deiner Kraft: wenn du in Schuld gerätst, wenn Gewalt über dich kommt, gleich ob du zum Täter wirst oder die Tat erleidest, wenn Krankheit dich heimsucht oder deine Lieben dich verlassen, wenn du plötzlich zu denen gehörst, die von ihren Familien verstoßen werden oder die in der Gesellschaft keinen Platz mehr finden, wer gibt dir noch diese Medizin, wenn für dein Leid selbst die Ärzte keinen Namen mehr wissen? Wer wagt es, dir dies Wort noch zu sagen, wenn du schließlich gehen musst? Wo kommt sie eigentlich her, die Liebe, die uns hält und erst zu Menschen macht? So viel ist sicher: Niemand von uns kann sich der Antwort auf diese Frage allein nähern, ohne den anderen. Sei willkommen, lieber Leser!

Erlebt haben wir sie wohl alle: erstaunliche Momente des Lebens, die uns – bei allem, was uns unterscheidet und trotz aller Behinderung, die wir gelegentlich füreinander sind – vom Wunder eines gemeinsamen Weges gesprochen und an eine unfassliche, all unsere Begriffe übersteigende Liebe erinnert haben. Allzu leicht jedoch verblassen sie wieder, diese Augenblicke unmittelbarer Nähe, versinken hinter dem, was wir Realität gewohnt sind zu nennen, geraten in Vergessenheit. Erzählen wir uns also von ihnen, auf dass sie in unserem Erinnern an Kraft gewinnen, die uns befähigt, mehr und mehr hinter die Schleier dieser Welt zu schauen und den Ort wiederzuerkennen, an dem wir einander einst gesagt haben: „Schön, dass du da bist!“

*

9 Gedanken zu “An einem Ort …

  1. „…dass wir vor allem und wesentlich Mit-Menschen sind – einander untrennbar verbunden…“
    Lieber Michael, gerade bin ich aus deinen Liebesgeschichten wieder aufgetaucht. Vielleicht auch noch nicht so ganz. Gut haben sie getan, sehr sogar. Ich selbst bin bei aller Sehnsucht wahrscheinlich unduldsamer, weniger „verbindlich“. Mir gefällt, wie fein du beobachtet und formulierst – die Gedichte sind schlicht ein Gedicht! -, aber am Schönsten finde ich, welches Potenzial du beim Lesen öffnest.

  2. Lieber Michael, hier von Herzen meine offizielle Rezension, die du überall verwenden kannst, wo immer du möchtest.
    Ein still funkelnder Diamant
    Das Buch „An einem anderen Ort, so weit und schön…“ von Michael Feuser ist ein äußerst bemerkenswertes Buch. Es ist eine Sammlung an Liebesgeschichten, wie der Untertitel verrät. Bald ist zu merken, dass es um eine Liebe ganz besonderer Art geht. Jede Geschichte, mitten aus dem Leben gegriffen, nähert sich zutiefst berührend der grundlegenden Liebe von Mensch zu Mensch, der Liebe zu jedem Menschen ohne Ausschluss, der Liebe, die wir in Wirklichkeit alle sind und die wir nur immer wieder vergessen. Dabei wird gezeigt, dass es gleich ist, ob die Menschen jung oder alt, krank oder gesund sind oder welche Rolle sie im Leben gerade spielen und in welch Situation auch immer sie gerade stecken. Alle sind in der Lage, wieder bewusst in Kontakt mit dieser Liebe zu kommen.
    Michael Feuser macht diese Liebe in seinen Geschichten und eingestreuten Gedichten zutiefst berührend sicht- und erfahrbar. Er und seine Protagonisten sind sehr präsent einfühlsam da für andere, das Leben, die Zwischentöne und Details, für das Wesentliche im Unwesentlichen. Auf diese Weise entdecken sie die Momente des Innehaltens und der Stille, die aus sich heraus sprechen, von Liebe, Nähe, Begegnung, Erkenntnis.
    Michel Feuser hat die Gabe einer Ausdrucksweise, die den Leser das Geschriebene und Gelesene spüren und miterleben lässt, in allen Facetten der Gefühlswelt, von bedrückend und traurig bis stauendend und beseelt lächelnd. Und durch alles dringt das uns alle Vereinende: unsere Suche nach wirklicher Liebe und Verbundenheit und dass diese erfahrbar sind.
    Ich möchte dieses Buch allerwärmstens empfehlen und wünsche jedem Menschen von ganzen Herzen, dass er immer öfter mit diesem Ort der ewig tragenden und unzerstörbaren Liebe und Kraft in Berührung kommt – unser aller Quelle. Von dieser haben wir nach der Lektüre dieses Buches auf jeden Fall mindestens eine Ahnung bekommen und können in unserem eigenen Leben danach Ausschau halten.
    1000×1000 Dank, Michael Feuser, für diesen unaufdringlichen still funkelnden Diamanten!
    Herzlichst, Katja Bode

    PS – Vorsicht: Mehrmaliges Lesen des Buches bringt keineswegs Langeweile, sondern potenziert die Wirkung, von etwas Großem zutiefst berührt zu werden, das uns in jeder Situation trägt und erfüllt sein lässt.

    Hier neugierig machende Eindrücke

    zu den Gedichten:

    „Zunächst“ und „Athem“
    Wortlos ist spürbar, was unaussprechlich ist.

    „Erwartet“
    Wir sind alle gleich.

    „Zuinnerst“
    Zuinnerst ist der Ort, an dem wir alle beieinander glücklich sind.

    … und zu den Geschichten:

    „Blätterrauschen“
    Es gibt die Gewissheit, dass die Ewigkeit, das, was wir wirklich sind, nie verloren geht.

    „Doch noch alles gut gegangen“
    Eine liebevolle heilsame Begegnung, die mich lächelnd zurücklässt.
    „Beunerdigung“
    Eine Tote erinnert an das wahre Leben. Das Lächeln des ewigen Lebens zwischen all der Ablenkung, danke für diesen Augenmerk. Wunderbar, sehr berührend, wie detailliert, verständnisvoll auf alles geblickt wird, auch die Ich-Person auf sich selbst.

    „Hohes Gericht“
    Unerwartet überrollt von Tränen beim ersten Lesen, beim zweiten, obwohl ich wusste, was kommt, wiederum Schlucken in der Kehle. Unfassbar tief und schön, diese Wendung und wahre Liebe und wie offen, klar und nachvollziehbar bei allen die inneren Prozesse dargestellt sind, für die der äußere Gerichtsprozess keine Rolle spielt. Danke, ganz ganz wunderbar.

    „Der Dritte im Bunde“
    Oh ja, Worte, Sichtweisen und Geisteszustände können uns nicht wirklich voneinander trennen, denn wir sind verbunden in der gleichen Suche und Liebe, die wortlos sind. Schweigend teilen verbindet oft mehr, schafft größere Nähe als reden. Und jedes gute Gespräch mündet in diese gemeinsame Stille der Verbundenheit.

    „Des Pfeiles freier Flug“
    Beeindruckend erzählt, dass wahre Heilung mitfühlende Begegnung ohne Ausnahmen ist, Hinwendung zu Vertrauen in das, was jenseits der Welt Halt schenkt.

    „Zuhause“
    Jeder kann jederzeit in sich den Wandel erleben, den Blitz der Erkenntnis, ganz gleich, welchen Weg er zu gehen und wer er in der Welt zu sein scheint, denn jeder ist auf dem Weg nach Hause.

    „Kreuzworträtsel“
    Für jemanden da zu sein hat nichts damit zu tun, körperlich anwesend zu sein oder etwas für jemanden zu tun. Die innere, die geistige Verbundenheit ist entscheidend, von Herz zu Herz. Da findet Begegnung, Halt, Heilung und Liebe statt.

    „Um Himmels Willen“
    Im tiefsten Schmerz, in der größten Angst finden wir die wahre Liebe unseres Einsseins , die uns durch alles hindurchträgt und immer untrennbar verbunden sein lässt – oft sogar aus einer Richtung und einer Winzigkeit, wo wir nie danach suchen oder damit rechnen würden.

    „Ganz leicht“
    Wohin setzen wir den Fokus? Wovon lassen wir uns leiten? Von Schatten und Schuld oder Licht, Verbundenheit und Liebe?

    „Nur die Ruhe!“
    Was hilft wirklich? Der Titel ist die Antwort. Und sie ist immer möglich, selbst in lebensbedrohlichen Situationen.

    „Des Urknalls Stille“
    Jeder Augenblick enthält alles – und immer auch die stille Ewigkeit.

    „Yet I found you there …“
    Zartheit und Sanftmut ist stärker als alle Gewalt und jedes Schicksal.

    „Das leise Lied des Lebens“
    Es ist nie zu spät, umzukehren, zurück in die eigene Mitte.

    „Schön, dass du da bist“
    Es gibt immer eine Alternative zu auswegloser Angst in jedem von uns.

    1. Liebe Katja,

      ganz, ganz herzlichen Dank für diese Besprechung meiner Erzählungen, die viel mehr ist als nur eine Buchbesprechung. Durch deine Worte und deine Berührtheit, wie du sie schilderst, wird mir etwas wieder offenbar: dass es hinter oder besser IN der Kommunikation eine Kommunion gibt zwischen uns Menschen, in der wir uns direkt begegnen, die einzige Art wahrer Nähe, über alle Unterschiede und Grenzen von Zeit und Raum hinweg. Es ist, als seist du in allen Begebenheiten, die ich erzählt habe, dabei gewesen. Die Figuren sind mir wieder so lebendig geworden, als ich deine Zeilen gelesen habe: nichts kann uns jemals trennen.

      Von Herzen meinen aufrichtigen Dank für deine liebevollen Worte,

      Michael

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