Wunderbar! Nicht lachen, Leute, es handelt sich hier um ein ernstes, allgemein aber nicht wahrgenommenes Anliegen der Gastronomie, und vor allem: es geht wirklich auch anders! Ich hab’s wie immer ausprobiert, hab‘ mir extra eine Woche Urlaub genommen und jeden Tag zehn Stunden lang trainiert. Jetzt kann ich mit Fug und Recht behaupten: ich hab’s geschafft, ich kann’s: Leisetrinken!
Der Laie macht sich ja gar keine konkreten Vorstellungen, wieviel Lärm bei diesem selten mit der notwendigen Aufmerksamkeit wahrgenommenen Vorgang produziert wird: Schon in der Vorbereitung des eigentlichen Trinkens knallen Korken, ploppen Bügelverschlüsse, scheppern Kronkorken übern Asphalt, Gläser werden aneinandergeschlagen oder lautstark auf Tischen abgestellt, ganz zu schweigen vom Durchrühren der Heißgetränke mittels Metalllöffeln.
Und dann das eigentliche Trinken! Die Techniken, die jeweilige Flüssigkeit in die Mundhöhle aufzunehmen, sind Legion und reichen vom akustisch erträglichen Nippen bis hin zum von – für die Umstehenden oft befremdlich wirkenden – Wohlfühllauten begleiteten schwappenden Reinschütten, da gibt es alles! Der kurze Aufenthalt der Flüssigkeit zwischen Lippen und Schlund wird keinesfalls von allen lediglich dazu benutzt, das Getränk den Geschmacksknospen auszusetzen, da hat schon manch einer ausgiebig gegurgelt! Und auch der Schluckvorgang kann beträchtlich zur Lärmentwicklung beitragen, gar nicht reden wollen wir an dieser Stelle von eventuell auftretenden Geräuschen, die im Gefolge der Einnahme speziell kohlensäurehaltiger Getränke auftreten!
Ich kann diesen mutigen Vorstoß der Gastronomieinnung gut verstehen! Hier wird ein Tabu gebrochen, aber mein Selbstversuch zeigt: wir können auch anders!
Also künftig statt „Prost!“ bitte: „Pssst!“
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haha, köstlich… drücke lachend den Gefällt mir Stern 🙂 Na, dann Pssst….
gaaaaanz leise: d a n k e s c h ö n !
Könnten Sie uns nicht an Ihrem Trainingserfolg teilhaben lassen, Verehrtester? Volkshochschulkurse geben? „Stillsaufen für Krawallschlucker“ oder so? Tausenden feinhöriger Kneipennachbarn könnte geholfen werden. Interessierte Grüße, Ihre Frau Knobloch.
Da haben Sie ja mal wieder einen echten „Knobloch“ abgeliefert, Gnädigste: „Stillsaufen für Krawallschlucker“. Ich werde nicht umhinkönnen, mir ernsthaft Gedanken über ein entsprechendes Seminarangebot zu machen, für Sie selbstredend zum Sonderpreis!
Sie könnten es auch „Flüsterschlürfen für Flaschensäufer“ oder “ Murmelmunden für Mengenzecher“ nennen. Danke für die Sonderpreisofferte, ich nehme dankend an. Allerdings vertrage ich nicht viel, also bitte nicht zu starke Alkoholika zum üben einplanen, herzlichst, Ihre K&K.
Ich korrigiere mich, ich korrigiere mich! Ihr Beitrag zum Gelingen der bevorstehenden revolutionären Volksumerziehung zu Leisetrinkern ist durch diese genialen Etikettierungen bereits derart immens, dass ich Ihnen eher eine Beratungsgebühr zahlen müsste! Sie nehmen also an allen Fortbildungsmaßnahmen kostenfrei teil, Ehrensache!
Sie sehen mich angemessen erfreut erröten, Herr Alltagsphilosoph. ich leide ja an einer klitzekleinen Schlürfschmatzschwäche, ist diese wohl auch abtrainierbar?
Die Schlürfschmatzschwäche zählt zwar in der Tat zu den bisher als unbeeinflussbar geltenden Geräuschverursachern bei der Flüssigkeitsaufnahme, meine in dieser Woche gemachten Erfahrungen stimmen mich aber durchaus zuversichtlich, dass bei fleißiger Durchführung der entsprechenden Übungen in ein, zwei Jahren niemand mehr merken wird, dass Sie überhaupt getrunken haben, wenn Sie schon längst unterm Tisch liegen. Auch das bei besagter Schwäche besonders problematische Aufnehmen von Buttermilch, Kefir oder Mangolassi wird nicht mehr die tadelnden Blicke der Umstehenden auslösen, die Sie sicher bislang gewohnt sind, zu ertragen. Seien Sie also frohen Mutes!
Oh, Sie machen mir wirklich Mut, Verehrtester! Jetzt treibt mich nur noch die Sorge um, daß das Grellgurgelgebrechen, welches leider mit meiner Schlürfschmatzschwäche korrespondiert, ein Problem sey könnte. Pardöngsche, wenn ich Sie hier mit meinen Mankos so offenherzig belästige, aber Ihr Eigenversuch und die Weitergabe Ihrer dadurch erreichten Fähigkeiten könnte tatsächlich meinen Freundeskreis immens erweitern. Wissen Sie, so unter uns, das Leben einer Schlürfschmatzgeschwächten mit Hang zur Grellgurgeldonnerey, ach…
Grellgurgeln wird in der Fachpresse für mein Dafürhalten deutlich überbewertet. Meine Oma mütterlicherseits, die auch darunter litt, hat es durch regelmäßige Kopfstände restlos kuriert. Frau Knobloch, geben Sie nicht auf, Ihr Freunde werden zu Ihnen zurückkehren!
Sie hoffnisieren mich famos, ich werde umgehend anfangen kopfzustehen. Man hat ja eh manchmal das Gefühl, die ganze Welt täte dies. Vielleicht relativiert sich dadurch das Ganze. Ich wünsche Ihnen ein Bonfortionöswochenende mit Dank für die Lachsachlichbegleitung des heutigen Tages. Es war mir ein Vergnügen, Ihre Frau Knobloch.
Ich habe es probiert.
Da ich nicht so talentiert bin
wie du wird es bei mir wahrscheinlich
ein paar jahre dauern.
Doch ich schaffe es.
L.G Mirso
Ich glaube an dich! Bleib‘ dran und nimm dir die tapfere Frau Knobloch als Beispiel!
ein herrlicher Beitrag….!
Leider wurde der Super-GAU nicht erwähnt: ein volles Glas/Flasche fällt krachend auf die Terrakotta-Fliesen…
Da sagst Du was! Ich muss dringend mein Konzept erweitern. Denke an Kunstrasen als Bodenbelag und Vollgummiflaschen. Danke für die Mitarbeit an dieser großen Sache, wir sind da ja erst am Anfang!
Pssst!
Vollgummiflaschen finde ich genial ersonnen! Nicht nur sind sie unkaputtbar leise, sondern auch a priori inhaltlos voll. Sinnbildlich fuer Johlfuselisten: „unerfuellt abgefuellt”. 🙂
Das wäre dann die Weiterentwicklung des Konzepts „Leisetrinken“ zum „Garnichtmehrtrinken“.