Weihnachtslied

Immer wieder ward von uns dies Lied gesungen,
Von uns Menschen aller Zeiten,
Unser’n Ohren war’s in tausend Formen wohl erklungen,
Der Verstand indes wollt’s als das Selbe stets bestreiten.

Und meist betäubte uns ein greller Lärm,
Verloren schien’s so oft an unser tiefes, uferloses Schweigen,
Doch immer wieder wollten wir Es hör’n,
Bewegtheit war in Ihm ein lauschend-sanfter Reigen.

Als wir schmerzgekrümmt und krank zu Boden sanken,
Hab und Gut verloren, verstrickt in Schuld,
Wollt‘ dieses Eine Lied sich immer noch bei uns bedanken,
In unfassbarer, nicht endender Geduld.

Als wir gar litten unter Folterqual,
Hoffnungslos umstellt von Angst und Aggression,
Geknechtet, eingekerkert, auf der Stirn bereits  das Todesmal,
War doch Sein Klang noch da, Sein nur auf Leben eingestimmter Ton.

Durch alle Zeiten ist’s das Selbe Lied, das Heilung bringt
und uns zu uns zurück,
Als eigentliche Melodie in allem, was geschieht,
Das Lied, das hinter jedem einzel’n Spiegel Wahrheit bleibt
und unser Glück,
Wenn unser blind gewordener Gesang nur Schrei und Klage, der Resonanz beraubt nur selbst sich sieht.

*

11 Gedanken zu “Weihnachtslied

  1. DCCCLXXIII. All EINS war einst 25.12.2014

    Erinnerst Du die frühe Zeit auf Erden,
    Als schuldlos schön erglänzte Dir das Bild,
    Das Deine Sinne erstmals ließen werden
    Vor Dir und Deiner reinen Liebe mild?

    Du warst ohn‘ Angst, ohn‘ Urteil, friedlich sinnend,
    So dass Ruinen strahlten ganz und heil,
    Und Endendes schien fröhlich Dir beginnend;
    Das Bild war lang noch ohn‘ der Trennung Keil.

    All EINS war einst vor Deinem lieben Herzen. —
    Doch dann allmählich Bildes sel’ger Schein
    Ergraute unter Weltenalltags Schmerzen,
    Und Liebe sank in des Vergang’nen Schrein.

    Und doch vergeht die ew’ge Liebe nimmer;
    Sie stirbt nicht, schwindet nicht und nie zerfließt.
    Der Schmerz verdeckt sie nur. Und sie strahlt immer
    Hervor, wenn ihm den G’lauben Du entziehst.

    1. Lieber Michael, lieber Achim, nun sitze ich da, mit steigendem Augenwasser und weiß nicht, welches ich schöner finde. Aber das muß ich ja zum Glücke gar nicht entscheiden. Darf ich beide an einen leidenden Freund weiterreichen, der gerade sehr hadert? Es wären genau die Worte, die mir fehlen. Ich danke und hinterlege angetane Grüße, Ihre Käthe.

        1. Sie haben recht, es könnte Claras Lied gewesen sein. Ich trage es gern weiter, warte aber noch auf Herrn Achims Einverständnis. So ein paar Tage Pause, man kommt gar nicht zum Nachlesen, soviel famose Silbenbasteleyen wurden zusammengetragen! Alles Liebe, schön Sie zu lesen. Ihr Blaubuch ist übrigens meine Entdeckung des Jahres, ich trage es ständig mit mir und habe Weihnachten wieder eins verschenkt…

  2. Liebe Kaethe! Gern und mit Freude bin ich durchaus einverstanden, dass Sie Ihrem in seinem Hader leidenden Freunde unsere (= Michaels und meine) Verse als Trost darzureichen wünschen. Mögen sie und Sie ihm helfen! Ein frohes neues Jahr wünsche ich Ihnen und uns Allen!

    Achim Elfers.

    1. Lieber Achim, ich danke für dieses großzügige Geschenk. Nun werde ich die Verse aufnotatiert weiterreichen, fein, daß ich nun Ihren Ganznamen habe, wegen der Autorennennung.
      Die Wünsche gebe ich gern und von Herzen zurück und hinterlege auch noch ein sanftwarmmurmeliges Hach ob der Feinkreise, die die Silbengeschenke so ziehen, wie der oberflächenweckende Stein, der die Stille eines ruhenden Weihers wachgeflitscht.
      Herzlichst, Ihre Käthe.

      1. Dies sanftwarmmurmelige Hach, liebe Käthe, klangbildet den Seelengesang des Chores zu des Sängers Melodie, ihm die tiefere, weitere Harmonie erst gebend, die er allein nicht zu ersingen vermag. EINS sind sie in der EINSHEIT des Liedes, so lange sie sich IHM vom Herzen mitsingend hingeben.
        Freue mich über Ihre feinwohlliebherzige Aufnotatierung der Verse und versinke erfahrenslustig mit dem geflitschten Kiesel in die Tiefe unter des Weihers Oberfläche mit: vielleicht ist auch dort noch zu wecken?
        Mit großer Freude! Ihr Achim.

        1. Da Erfahrungslustigkeit bonfortionös ist, besonders auf Flitschsteinspuren, tauche ich gerne mit. Unter Wasser klingen die Lieder ja wieder anders. Vielleicht können wir den unruhigen Wels besänftigen, der nicht weiß, ob er noch ruhen soll oder schon aus seiner Pause erwachen.
          Mit ebenso großer Freude und einem leisfeinen Blubb, Ihre Käthe.

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