Antwort an die Angst

antwort gebend
ob vertrauen oder angst
sei deine gabe an das leben
das als geschenk zu dir gekommen
zerreißt die kugel
die du dir als letztes wort erdacht
eines anderen herz
und ists doch auch dein eignes
das sich jetzt nicht mehr regt
erstarrt an deinem urteil
sinkst auch du in das
an was du
glaubst
den tod

und viele trifft die kugel noch
die diesen anderen geliebt
und dich geliebt
ja doch auch dich
du wärst nicht hier
wenn nicht der funke einer hoffnung
dich geboren

und trifft uns alle

als die eine selbe frage

Niemals kannst Du die Angst erschießen,
Sie kehrt zu Dir zurück,
Bis du die andre Antwort gibst;
Lass‘ sie ins unzerreißbar‘ Menschenherz zerfließen,
Aus dem Du kommst,
Nur aus dem einen Grund: damit Du liebst.

*

11 Gedanken zu “Antwort an die Angst

    1. Ich würde sogar sagen: Es gibt nichts ohne einen inneliegenden Hoffnungsfunken, ob wir ihn sehen, ist eine zweite Frage.
      Das sagt sich leicht dahin, wird aber sicherlich am schwierigsten bei solchen Gewalttaten, wie sie jetzt in Paris geschehen sind, einzusehen sein. Da kriegen wir es vielleicht sogar mit dem schlechten Gewissen zu tun: wollen wir bei einem Gewalttäter und in einer Gewalttat noch Hoffnungsfunken sehen oder verhöhnen wir damit die Opfer?
      Wenn wir aber hier den Schnitt machen und sagen „nein!“, dann entscheiden wir uns für eben das Gut- und Böse-Denken, das die Wurzel allen Schlamassels ist.
      Nichts ist ohne Hoffnung und Licht, ganz dunkel werden kann es nie. Oder anders gesagt: Noch die grausamste Tat ist ganz unten auf ihrem Boden eine Bitte um vergebende Liebe. Dieses Fenster kann niemand schließen, egal, was er tut oder denkt.

      herzlich, Michael

      1. So schreibt ein Mensch, der große Liebe in sich trägt. Ich glaube, du hast sehr viel davon in dir und ich wünschte, davon ließ sich einiges abtupfen und auf andere verstreuen.
        Im Grunde machst du das schon, du streust es weiter… auch durch deine Texte.

        1. Vielen Dank, liebe Marion!
          Verzeih‘, wenn ich ungewöhnlicherweise für einen Blog-Kommentar noch einmal ausführlich antworte, aber im Moment passiert so viel, dass ich klar Stellung beziehen will.
          Es ist die Frage, welches Menschenbild wir haben. Das ist ja nicht vorgegeben, wir entscheiden uns für unsere Sichtweise. Man könnte darüber erschrecken, wenn man zugesprochen bekommt, „große Liebe“ in sich zu tragen, weil man sofort denkt: das erfülle ich nicht! Es sind mir auch, als ich deinen Kommentar gelesen habe, sofort hundert Beweise dafür eingefallen, die dagegen sprechen.
          Aber das ist der springende Punkt: ich kann daran glauben und mein Menschenbild damit bestimmen, dass jeder von uns, einschließlich Terroristen, diese große Liebe in sich tragen und von ihr getragen bleiben, vollkommen unabhängig davon, wie wir denken oder handeln. Ob wir dies so sehen oder nicht, bestimmt allerdings unser Denken und Handeln, das ist wohl wahr. Gerade deshalb bleibt es für mich ein essentieller Grundstein für das, was ich glaube, das der Mensch IST, dass ich in diese „große Liebe“ keine Grenze einführe. Denn damit bringe ich automatisch das „große Schlechte“, das „Böse“ hervor.
          Darin liegt neben all der Notwendigkeit, bei verblendetem, irrelgeleiteten und fehlerhaftem Verhalten korrigierend einzugreifen die Chance der Erinnerung. Auch ein Terrorist kann sich erinnern, wer er IST und dass seine Mitmenschen Respekt und Liebe verdienen und ich kann mich erinnern, dass auch der Terrorist ein wenn auch noch so verirrter Mit-Mensch ist und unabhängig von meinem Denken über ihn auch bleibt.
          Ich entscheide über mein Menschenbild und ob es das „Böse“ noch braucht, um selbst das „Gute“ zu sein.
          Mein kleiner Beitrag, für eine aus dem Schuldverteilungsspiel ausgestiegene Welt-Anschauung zu werben ist der, dass ich versuche mein Erleben aufzuschreiben, sobald ich glaube, einen dieser Funken wahrzunehmen, die von der „großen Liebe“ sprechen, die uns alle trägt.
          Und mich von der Übermacht der „Beweise“, dass aber Gewalt und Macht und schließlich der Tod als „schlagendster Beweis“ scheinbar am längeren Hebel sitzen, nicht erschrecken zu lassen.
          Die Welt wackelt. Legen wir unser Vertrauen in unseren ganz grundsätzlichen Friedenswillen!
          Der Findesatz der kleinen 9-jährigen spricht – noch unerschrocken – von nichts anderem! ( https://mbeyersreuber.wordpress.com/2015/11/18/18-november-2/ )

          Alles Liebe dir,

          Michael

          1. Ich freue mich über deine ausführliche Antwort, da gibt es nichts zu verzeihen, im Gegenteil.
            Ich glaube, es lassen sich immer Beispiele finden, die uns sagen lassen, nein, wir tragen diese große Liebe nicht uns, wenn wir diese Worte gesagt bekommen. Wir können nicht in allen Situationen jedem Menschen gerecht gegenüber treten. Es geht mir um die Grundeinstellung und die Haltung, die ein Mensch in sich trägt. Und die spricht bei dir von Liebe den Mitmenschen gegenüber.
            Vielleicht ist es auch dein Bild der großen Liebe, die jeder in sich trägt, die mich das sagen ließ. Und vielleicht ist es diese große Liebe, die zu spüren ist.
            Ich wünsche und glaube auch, dass ein Mensch, der auf Irrwegen geht, wie wir es erschreckenderweise erleben, die Möglichkeit zur Umkehr hat. Niemand wir gut oder böse geboren.
            Und das Erschreckende kann nie mit dem Erschreckendem gelöst werden.
            Ein wichtiger Wunsch, das Vertrauen in den Friedenswillen zu legen. Diese Waagschale möchte gefüllt werden.

  1. Schön gedichtet, lieber Michael!
    Wie aber die Angst zerfließen lassen?
    Mir half ein Meditationswort darbei:
    „Gott, die LIEBE, ist nicht zu spalten!“
    Angst nämlich zeigt den (wenn auch
    unbewissentlich geschehenden)
    Spaltversuch an, etwa: in Gott-für-sich
    und Ich-für-mich, oder so ähnlich.

    Alles Gute und unzertrennte Liebe Dir!

    1. Vielen Dank, Achim, wir sprechen ja schon lange über diese Dinge, und, das muss man ja auch mal sagen: so einfach die Gedanken zum Thema Angst sein mögen, so schwer und übungsbedürftig ist die Umsetzung, also in die Erfahrung zu kommen, dass es einen anderen Weg gibt, mit Angst umzugehen als deren Zerschlagung, Leugnung, Vermeidung, Wegrationalisierung.
      Irgendetwas an unserem SEIN ist nicht zu zertrennen, zu erschießen, zu zerreißen, zu spalten: unwahr zu machen. Wir empfinden das gegen alle Vernunft. Zu greifen, gar zu beweisen ist es nicht, und dennoch DA. Manche nennen es Gott, andere anders, am Ende sind wir es SELBST, in unserem Wesenskern. Die Angst bezweifelt das und so sind und denken wir zunächst: todesgläubig. Wenn sich dann aber Angst auch nur einmal hat wirklich abgeben lassen, verströmt ist in einen Raum, von dem sie eben noch bezweifelt hat, dass es ihn gibt, dann hat man immer noch keinen Beweis, aber das persönliche Erleben der Anwesenheit einer Liebe, die mehr ist, als unser Begriff von ihr meint.
      Schön, wenn wir uns auch über solche Erfahrungen austauschen können.

      herzlich, Michael

  2. Verzeih, liebe Maribey, dass nun auch ich mich hier zu Wort melde. Du schriebst: „Das Erschreckende kann nie mit dem Erschreckenden gelöst werden.“ Aber was sei das Erschreckende? Das Wort Jesu „Fürchtet euch nicht vor denen, die nur den Körper töten, jedoch die Seele nicht töten können“ (Mt 10,28) mag manchen Hörer oder Leser dessen erschrecken, besonders jenen, der an seinem Erdentraum hängt, der ohne den Körper nicht möglich ist. Aber die Erlösung aus der Angst liegt dennoch in der ihn erschreckenden Botschaft: Du bist kein vergänglicher Körper, sondern un­sterb­liche Seele.
    Ich denke, ich weiß wie Du es meintest und meinst, nämlich dass allein durch den Fehler kein Fehler berichtigt werde. Einverstanden. Aber der Fehler mag vom lieben­den Geiste in etwas Gutes verwandelt werden.
    Alles Gute!

    1. Verspätet lese ich dich…
      Ich freue mich, dass Dialoge entstehen.
      Du schreibst „…die Erlösung aus der Angst liegt dennoch in der ihn erschreckenden Botschaft: Du bist kein vergänglicher Körper, sondern un­sterb­liche Seele.“ Doch ist das nicht viel mehr tröstend und als Erschreckend? So lese ich es, eine frohe Botschaft.
      Dein Gedanke, dass der gute Geist „Fehler“ in etwas Gutes verwandelt, der geht noch tiefer als meine Aussage „Fehler lassen sich nicht durch Fehler korrigieren“ und der Gedanke spricht von wichtiger Hoffnung.

      1. Aber ja! Der Teil der Aussage der Botschaft, den Du zitierst, scheint auch mir mehr tröstend denn erschreckend. Das Erschreckende des ersten Teiles der Botschaft Jesu mag erschreckend sein: der Körper stirbt! Und über das erste Erschreckende hört so mancher schon nicht mehr den zweiten tröstenden Teil.
        Die „wichtige Hoffnung“, die Du nennst, ist die des Paulus, wenn er von „Glaube, Hoffnung, Liebe“ spricht (1.Kor 13,13). Diese Hoffnung gründet in dem tiefen Vertrauen in die unüberwindbare Güte des guten (heiligen?) Geistes.
        Leider konnte ich Dir zunächst nicht unmittelbar antworten, weil die Struktur dieser Webseite nur begrenze Antworten vorsieht.
        Alles Gute Dir und gerne auch weiterhin guten Dialog!

        1. Zeigt doch wieder, wir sollten immer bis zu Ende zuhören, denn was zuerst womöglich erschreckend klingt, trägt im weiteren Teil eine gute Botschaft in sich. Da lassen sich die Bibelworte gut auf den Alltag übertragen, wie sie auch sonst dazu einladen.

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