Ich liebe dich!

Ich gab einer Laune nach und sagte im Vorbeigehen zu einem Fahrrad, das da achtlos an eine Mauer gelehnt worden war und so wirkte, als wolle ihm gleich alle Luft aus den Reifen entweichen: „Ich liebe dich!“

Ich war schon vorbei, als hinter mir ganz leise, nur angedeutet, eine Fahrradklingel ihr helles, freundliches „schrill“ von sich gab, das es gerade noch bis an meine Ohren schaffte. Ich weiß natürlich nicht zu sagen, ob das nämliche Fahrrad für diese akustische Nettigkeit verantwortlich war oder irgend ein anderes und will damit deutlich machen, dass es mir nie in den Sinn käme, zu behaupten, Antwort bekommen zu haben auf mein allzu spontanes Liebesbekenntnis, und so gesehen bin ich selbstverständlich der festen Überzeugung, dass es sich um einen allerdings sehr schönen Zufall handelte.

Gleichwohl war ich wie infiziert von der Idee, allem, was sich nicht wehrte, mein „Ich liebe dich“ entgegenzudenken, und da dies lautlos geschah, wehrte sich auch nichts.

Ich schwur einem Abfalleimer meine Liebe, einem krumm gewachsenen Baum und einer weggeworfenene Bierdose, eine Parkbank überzog ich mit meiner Zuneigung und dem Hundehäufchen gab ich die Ermutigung mit, dass auch es nicht vergessen ist: „Ich liebe dich“ ging mir immer besser von den gedanklichen Lippen.

Und auch, wenn kein weiteres Antwortklingeln mehr zu hören war, der Abfalleimer mich nicht anlächelte, der Baum nicht gerader wurde und das Hundehäufchen sich nicht in Gold verwandelte, schien mir doch alles irgendwie freundlicher geworden zu sein. Und … ja, da wirds ein bisschen prekär … ich würde sagen: „teilnehmender“, auch wenn ich mir da jetzt wirklich nichts Konkretes drunter vorstellen will. Ich könnte auch sagen: Ich fühlte mich „gekannter“, aber auch da gerät man schnell auf Glatteis, wer will schon davon erzählen, von einer Parkbank erkannt oder gekannt worden zu sein oder von einer Bierdose? Da kommt man eindeutig in den Bereich, in dem man schweigen sollte. Und das tue ich jetzt auch, nicht ohne dir zu sagen: „Ich liebe dich!“.

*

13 Gedanken zu “Ich liebe dich!

    1. Doch wahr! 🙂 Was für Momente, wenn man das wieder mal fühlt! Alles berührt alles, und das ganz ruhig und in Frieden! Danke dir und grüße dich ebenso herzlichst, liebe Springerin! 🌷❤️🤓

    1. Danke von Herzen für den „Segen“, liebe Monika-Maria, ein wirklich sehr missbrauchtes Wort! Aber als Berührung der Liebe, die uns alle unterschiedslos meint, so schön! Danke dir! 🌷❤️🤓

      1. Danke lieber Michael, so ist es.
        Segnen bringt Segen!
        Er hüllt die Menschen in Liebe und goldenes Licht.
        Gott segnet mich und ich darf diesen Segen weitergeben.
        In Liebe und im Namen Gottes!
        Sei herzlich gegrüßt! M.M.

  1. Das ist die beste Hausaufgabe, die ich je gelesen habe. Nichts wurde ausgelassen und dein Humor ist wundersam göttlich. Fühlbaren Dank fürs Teilnehmen und die großzügige Aussaat. 😊

    1. Na klar, das war schon immer mein Grundsatz: Wenn – ich meine: falls – die Hausaufgaben gemacht werden, dann werden sie vollständig gemacht! Danke der Liebeslehrerin für die herausfordernde Aufgabe, ich freue mich sehr, sie offensichtlich zur Zufriedenheit gelöst zu haben. Möge das Ergebnis in die Ganzlebensbeurteilung mit eingehen! 🌷❤️🤓

      1. Geliebter Bruder, 🤓
        es freut mich mit, wenn du dich freust. Während ich deine liebevollen Zeilen las, landeten zwei Türkentauben hier auf der Terrasse und schauten vertrauensselig durch das Fenster der Tür. Und ich dachte an den Hinweis aus dem Kurs, dass Liebe lernen und lehren, gar nicht möglich ist, nur das Erinnern daran, was du bist und was wir alle sind. Gott sei Dank 🌷 für dich.
        In Freude und Verbundenheit
        C.

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