Schneegeheimnis

Oh Zauber, wenn es schneit,
Himmels glitzernde Geschenke, unendlich leise,
Zart und schön, weh’n erste Flocken zu mir her,
Wie im Moment gebor’n, doch lang‘ war ihre Reise:

Erinnerst Du, wie Du als Kind,
Als Deine Ohren hörten noch, gestaunt,
Als wir vom Wunder uns’rer Herkunft Dir,
Als wir Geheimnisse Dir zugeraunt?

Und als der Schnee bedeckt das Grau der Straße,
Ist’s, als ob nie Krieg und Kampf gewesen sei,
Da wird’s ganz ruhig in mir und ich entsinne
Die Zeit, als ich noch heil, und dass sie nicht vorbei.

*

14 Gedanken zu “Schneegeheimnis

  1. Ich streiche sachte mit den Fingerkuppen über den Monitor und fühle Eiskristallprickeln durch diese Worte in ihnen. Die Zeit, als ich noch heil, sie geht mir nie vorbei. Danke für dieses Geheimnisteilen, es ist mir, als komme es von weitweitnah daher.
    Verbundene Grüße, Ihre Käthe.

  2. Ich erinnere mich gerade voll Dankbarkeit an das Schlitten-fahren mit meinem Opa, als ich ein kleines Mädchen war, vertrauensvoll mit einem Huiiii
    den Abhang hinunter mit meinem Opa sicher im Rücken.
    Danke! Für den schönen Erinnerungsimpuls.
    Ja und danke für die Worte
    „Da wird’s ganz ruhig in mir und ich entsinne
    Die Zeit, als ich noch heil, und dass sie nicht vorbei.“
    Ja, dieses Kind in mir lebt…
    Herzliche Grüße von MarIna

  3. Bezaubernd, wie du den Zauber des Schnees in Worte wickelst. Ich mag es sehr, wenn der Schnee die Landschaft eindeckt und Stille schenkt, wenn er unser Staunen hervorruft und uns dieses Fühlen schenkt.

  4. Ich stelle gerade fest, dass ich unfähig wäre, in Worte zu fassen, was die vollkommen geschlossene, glitzernde Schneedecke im Garten für mich als Kind bedeutet hat. Sprachlos … Aber etwas wie Heil-Sein trifft es vielleicht in der Tat am ehesten. Doch nur als Möglichkeit, als Sehnsucht … Denn eben, dass es dieses Heil-Sein „in Wirklichkeit“ nicht zu geben schien, ließ die makellose, reine Weiße so anziehend erscheinen: Vielleicht ja doch …

    1. Monika! Schön, mal wieder von dir zu hören! Herzlich willkommen also erst mal und ja, das Heilsein, das ist so eine Sache, es scheint es nicht wirklich zu geben. Das Leben stirbt, schon von jeder Geburt an. So sagt es die Ratio, wir hören ihr zu, aber nicken wir auch? So ganz entschieden? Ich glaube, niemand von uns tut das, auch nicht der extremste Materialist. Wir ahnen etwas anderes. Das Leben in uns stirbt nicht. Wir sind heil. Aber wir haben gründlich gelernt, das zu bezweifeln und wir beweisen uns jeden Tag tausendmal, das dem nicht so ist. Wenn ich einer Schneeflocke nachschaue, oder eine geschlossene weiße Schneedecke sehe, kann es pling machen: vielleicht ja doch …
      Ganz lieben Gruß,

      Michael

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