Verzagt sitzt Du mir gegenüber,
Eingesunken aller Mut,
Glaub‘ mir, glaub‘ es Deinem Bruder,
Als schaut‘ ich in den Spiegel: dies Gesicht,
ich kenn‘ es nur zu gut!
Noch in den hellsten, schönsten Träumen,
War auch immer Dunkelheit,
Wegzuleugnen war sie, nie zu heilen,
Düst’rer Ort, wo ich kein Licht entzünden konnte, allein nicht, nicht zu zweit.
Bis endlich dieses Dunkel mich umschloss,
Als hätt‘ das Licht ich nur erfunden,
Einzig blieb der Weg aus allem Traum hinaus,
Um an der Wahrheit selbst, an dem,
was nicht von mir gemacht, zu heilen, zu gesunden:
Du, mein liebes, zartes Gegenüber,
Du gingst mir niemals gänzlich aus dem Sinn,
War alles Dunkel doch allein die Frage,
Ob die Liebe sei zerbrechlich, und ob es wahr, so wie mein Innerstes es will: dass ich Dein Bruder bin.
Komm‘, lass‘ uns geh’n,
Lass‘ Deinen Athem frei und lass‘ ihn
mit dem meinen in die Weite,
Glaub‘ es, glaub’s mir, Deinem Bruder:
Was nur vergessen, ist erinnert, und wankt nicht, bricht nicht, geht uns – sei gewiss – geht uns niemals von der Seite.
*
Wunderschön. Ein Traum, der so zu Ende geht.
Der Vorhang geht auf, und ein ganz anderes Stück wird gespielt, als ich gedacht habe. Und ich sitz‘ nicht mal im Publikum, sondern bin auch noch der Hauptdarsteller …. man könnte erschrecken, aber wie schön: man muss nicht.
Danke, Marga!
Man könnte, aber muss nicht – das merke ich mir für das nächste „Improvisationstheater“!
sehr, sehr schön.
Es ist wie beim Wolkenbeobachten: man sieht in die Wolkengebilde hinein, was man eben sehen will, bis auf einmal … einfach die Sonne durchblitzt.
Danke Dir!
Es macht Spaß,geschriebenes von dir zu lesen.
Manchmal verstehe ich nicht alles, doch schön finde ich es immer.
Danke mein Freund
Und ich finde, das ist ein wunderbarer Kommentar! Worte sind problematisch, immer liegt in ihnen die Möglichkeit der Mehrdeutigkeit und des Missverständnisses. Und wenn du mir sagst, du lässt sie dennoch an dich heran, und irgendetwas kommt durch, das dich berührt, dann sage ich dir dafür ein ganz besonders herzliches Danke!
Ein schönes Gedicht, lieber Micha!
Auch mich beschäfftigte das Thema Traum. Hierzu:
DCCCLXIV. Traum und Weg
Ein Traum nur ist des Seiens Wechselbild …
Voll Zeichen für Vergess’nes, Gruften
Kellerräume mit verscholl’nen Schreien wild
Und Böses stellvertretend‘ Schuften.
Geheimniss hinter deiner Munkelzeit …
Aus welcher Kammer kamst geworden?
All dein Wiss ist weißgeschminkte Dunkelheit;
Dein Weg führt südlich dich nach Norden.
Empfindest angezogen dich von dem,
Das du begehrst aus kargem Grunde.
Dieser ist erträumt aus Iches Erdenlehm,
Geküsst von unmöglichem Munde.
Ein Traum nur ist des Weges Flirrgestalt —
Sie ist Symbol nur für die Hüllen,
Die um die immerjunge Seelen werden alt,
Bis die Erinn’rung Dich wird füllen.
Alles Gute Dir! :-))
Hallo Achim,
südlich geht der Weg nach Norden, in weißgeschminkter Dunkelheit, wunderbar! Danke für dies beeindruckende Zwillingsgedicht, hoffe, wir treffen uns bald mal wieder, vielleicht ja südnördlich von Ostwestfalen!
Für die, die’s interessiert: Achim hat offensichtlich einen Hang zu konträren Himmelsrichtungen und ist deshalb auch unter anderem der Autor des höchst vergnüglichen „Ost-westfälischen Wörterbuchs“.
Wärmstens von mir empfohlen!
herzliche Grüße und auch dir alles Gute!
Micha